Die neue „Große Depression“

 Ein stiller Schmerz inmitten einer lauten Welt


Fast ein Jahrhundert ist vergangen, seit die Welt unter der „Großen Depression“ zusammenbrach. Damals war es ein wirtschaftlicher Einbruch – messbar in Zahlen, spürbar auf den Straßen. Heute, so scheint es, leben wir in einer neuen Art von Depression. Doch diese ist schwerer zu greifen.

Wir leben in einer Zeit, in der Ängste, Kriege, Krisen und Katastrophen allgegenwärtig sind. Die Corona-Pandemie hat Wunden hinterlassen, die nicht nur körperlich, sondern vor allem seelisch nachwirken. Der Krieg in der Ukraine, wirtschaftliche Unsicherheit, der Klimawandel – es sind viele Auslöser, die wie ein unsichtbarer Nebel auf den Menschen lasten.

Diese neue Depression ist schleichend. Sie wird nicht in Prozent gemessen, nicht in Börsenkurven oder Wirtschaftsberichten. Man erkennt sie an stummen Blicken in überfüllten Supermärkten. An den vielen Menschen, die in der U-Bahn auf ihr Handy schauen, aber niemanden ansehen. An dem Gefühl, dass alles weitergeht – aber nichts mehr richtig berührt.

Die Menschen tragen Masken – auch ohne Pandemie. Keine aus Stoff, sondern aus Gleichgültigkeit, aus Erschöpfung, aus Unsicherheit. Die Welt gaukelt uns Dauerverfügbarkeit vor, doch echte Nähe ist selten geworden. Beziehungen, Freundschaften, Familien – sie sind da, doch oft nur als Rollen, die wir spielen.

Wir leben in einer Zeit des Überflusses, aber die Seele hungert. Nach Sinn. Nach echter Verbindung. Nach Liebe.

Vielleicht ist das, was wir gerade erleben, nicht nur eine Sammlung von Krisen – sondern eine kollektive seelische Erschöpfung. Vielleicht brauchen wir nicht nur politische oder wirtschaftliche Lösungen, sondern ein neues Miteinander. Einen neuen Mut zur Menschlichkeit.

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