Der Ausstieg aus den Netzwerken

 


Ich bin gegangen.

Nicht leise. Aber bewusst.

Facebook, Instagram, Messenger – gelöscht.
WhatsApp? Wackelkandidat.
Der Preis? Der ständige Blick aufs Smartphone. Die Benachrichtigungssucht. Die Illusion von Nähe.
Und doch bleibt Leere.

Der digitale Rückzug war kein spontaner Impuls, sondern die Konsequenz aus Beobachtung und Erfahrung:
Die sozialen Netzwerke, wie wir sie kannten, sind zu Maschinen der Polarisierung geworden.
Was als Vernetzung gedacht war, dient nun der Zerstreuung.
Was als Meinungsfreiheit gefeiert wird, wird zur Bühne für Desinformation, Hetze und digitale Gewalt.

Wir hatten ein Projekt.
Ein Projekt gegen das Vergessen der großen Herausforderungen: Klimakrise, Artensterben, soziale Ungleichheit.
WorldInOurHands.org war und ist unser Versuch, sichtbar zu machen, wie alles zusammenhängt.
Doch wer sich öffentlich einmischt, wer Aufklärung wagt und Haltung zeigt, wird im Netz schnell zur Zielscheibe.

Ich habe gesehen, wie algorithmische Macht und gezielte Meldestrategien engagierte Stimmen zum Schweigen bringen.
Nicht durch Gegenargumente, sondern durch Sperrung, Schattenbann, digitale Ausgrenzung.
Der Populismus hat die Spielregeln der Plattformen verstanden – und sie perfektioniert.

Was bleibt, wenn man geht?
Klarheit.
Ruhe.
Die Möglichkeit, neu zu denken.

Vielleicht ist es an der Zeit, alternative Räume zu schaffen. Räume jenseits von Likes und Reichweite.
Vielleicht braucht es weniger Plattform – und mehr Inhalt.
Weniger Scrollen – und mehr Schreiben.
Weniger Impuls – und mehr Dialog.

Ich glaube nicht an Schweigen.
Ich glaube an Wandel – und daran, dass er neue Kanäle braucht.
Diesen Blog zum Beispiel.

Wer mitgehen will, ist eingeladen.
Wer bleiben will, kann lesen.
Wer neu denken will, ist willkommen.

Cassian Lent
für WorldInOurHands.org

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